Humanist, Vordenker der Neuzeit, Vorläufer der Reformation, „des Papstes Herkules wider die Deutschen“ (Johannes Kymeus 1538), Friedensstifter zwischen Religionen und Konfessionen, starrsinniger Kirchenfürst, Universalgelehrter – zahlreich und gegensätzlich sind die Bilder, die in den vergangenen Jahrhunderten von Nikolaus von Kues gezeichnet wurden. Jede Epoche der Rezeption dieses Kirchenpolitikers und Gelehrten findet und erfindet neue Cusanus-Bilder, die oft mehr über ihre Zeit aussagen als über Cusanus. Dies gilt besonders für das 19. und 20. Jahrhundert, in denen die Rezeption durch die zunehmende Bekanntheit des Autors und die verbesserte Editionslage umfangreicher wird und vielgestaltigen Mustern folgt. Je nach den Motiven der Rezeption samt ihren Voraussetzungen in Quellenkenntnis und -interpretation sowie der methodischen und inhaltlichen Ausrichtung der Rezipienten entsteht ein je spezifisches oder charakteristisches Cusanus-Bild. Dies gilt für die breit aufgefächerte Cusanus-Rezeption in verschiedensten Bereichen, Zeiten und Kulturräumen.
Die aus der Analyse des Verhältnisses von Rezeption und Bild zu gewinnenden Einsichten sollen dazu verhelfen, in die Zukunft zu denken und zu fragen: Welche Cusanus-Rezeption braucht das 21. Jahrhundert? Welche neuen, zeitgemäßen Cusanus-Bilder und Aufgaben für die Cusanus-Forschung ergeben sich möglicherweise daraus?
Verschiedenste Ansichten, als Wahrnehmungen oder Meinungen, aber auch Ausblicke in die künftigen Aufgaben sollen den Rahmen dieser internationalen Arbeitstagung bilden und in gemeinsamer Runde diskutiert werden.
Vortragende sind (in alphabetischer Reihenfolge): Marc-Aeilko Aris (München), Tobias Daniels (Zürich), Walter Andreas Euler (Trier), Andrea Fiamma (Pescara), Johannes Helmrath (Berlin), Mikhail Khorkov (Moskau/Uppsala), Stephan Laux (Trier), Mario Meliadò (Siegen), Witalij Morosow (St. Petersburg), Fritz Nagel (Basel), Enrico Peroli (Chieti), Petra Schulte (Trier), Werner Schüssler (Trier), Regina Weber (Stuttgart), Iris Wikström (Turku), Thomas Woelki (Berlin)