Leitung und Organisation: Prof. Dr. Isabelle Mandrella (LMU München) / Prof. Dr. Petra Schulte (Universität Trier)
In seiner kurzen Autobiographie, die er am 21. Oktober 1449 in Kues schrieb, betonte Nikolaus von Kues, dass – wie alle wüssten – die heilige römische Kirche nicht auf den Geburtsort und die soziale Herkunft des Einzelnen schaue, sondern dessen Tugenden großzügig entlohne (Et ut sciant cuncti sanctam Romanam ecclesiam non respicere ad locum vel genus nativitatis, sed esse largissimam remuneratricem virtutum). Cusanus war sich bewusst, dass seine bisherige Karriere auf seiner Bildung und seinen Leistungen beruhte. Ferner war er ein ökonomisch denkender Mensch, der das eigene Vermögen und das der Kirche zu mehren versuchte. Der Kaufmannssohn und studierte Jurist Nikolaus von Kues, der als päpstlicher Legat, Fürstbischof und Kardinal tätig war, agierte in verschiedenen Rollen und Funktionen. Durch sein Handeln und die Bilder, die er jeweils von sich entwarf, wirkte er an der Aushandlung der im 15. Jahrhundert unscharfen und umstrittenen Grenzen des im Umgang mit Reichtum moralisch Vertretbaren mit. Zugleich, und das macht den besonderen Reiz der Beschäftigung mit Cusanus aus, reflektierte er die Phänomene seiner Lebenswelt auf einer philosophischen und theologischen Ebene.
Die sich im Leben und Werk des Nikolaus von Kues widerspiegelnden Facetten der Konzepte von Geld und Arbeit im interdisziplinären Gespräch erstmals zusammenzuführen, in ihrer Zeit zu verorten und in ihrer epochenübergreifenden Relevanz zu analysieren, ist das zentrale Anliegen der Jahrestagung.
Tagungsprogramm
Donnerstag, 18.10.2018
14.00
Begrüßung: Isabelle Mandrella / Petra Schulte
Grußworte: Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier / Johannes Brantl, Rektor der Theologischen Fakultät / Wolfgang Port, Vorsitzender der Cusanus-Gesellschaft
Moderation: Isabelle Mandrella
14.30
Markus Denzel (Leipzig)
Ökonomisches Denken und Handeln in der Zeit des Nikolaus Cusanus
15.30
Kaffeepause
16.00
Christian Rode (Bonn)
Geldwert und Freiheit. Zur Ontologie des Geldes
17.00
Petra Schulte (Trier)
Arbeit und Arbeitsethik im 15. Jahrhundert
18.00
Besuch der Ausstellung LebensWert Arbeit (Museum am Dom) (begrenzte Teilnehmerzahl)
20.00
Abendessen
Freitag, 19.10.2018
Moderation: Nils Bock (Münster)
9.00
Marco Brösch (Trier / Bernkastel-Kues)
Der Kaufmann Henne Kryfftz
10.00
Jörg Voigt (Rom)
Nikolaus von Kues und der Pfründenmarkt im 15. Jahrhundert. Zu den Auswertungsmöglichkeiten des Repertorium Germanicum
11.00
Kaffeepause
11.30
Thomas Woelki (Berlin)
Die Verwaltung des Hochstifts Brixen unter Nikolaus von Kues (1452–1458)
12.30
Mittagspause
Moderation: Andreas Lammer (Trier)
14.00
Cary Nederman (Texas A&M University)
From Head (or Heart) to Toes: The Intersection of Physiology and Economy in Nicholas of Cusa’s De concordantia catholica
15.00
Viki Ranff (Trier)
Das Vermögen der vita activa in den Sermones des Nikolaus von Kues
16.00
Kaffeepause
16.30
Hans Gerhard Senger (Köln)
Moneten, Geld und Werte. Zur spekulativen Mehrwert-Theorie des Cusanus
17.30 Pause
Öffentlicher Abendvortrag
19.00
Claudia Märtl (München)
Cusanus und das Geld
20.00
Weinempfang der Cusanus-Gesellschaft
Samstag, 20.10.2018
Moderation: Petra Schulte
9.00
Christian Kny (Helsinki)
Entfremdung oder Lebenszweck? Arbeit im dynamischen Menschenbild des Nicolaus Cusanus
10.00
Martin Thurner (München)
Das Bauerngleichnis des Nikolaus von Kues: Von der Arbeit über die Kultur zur Religion
11.00
Kaffeepause
11.30
Isabelle Mandrella (München)
Geprägt, um zu messen. Zur Münzmetaphorik des Nicolaus Cusanus
12.30
Schlussworte: Isabelle Mandrella / Petra Schulte
13.00
Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats der Cusanus-Gesellschaft