Vortrag von Dr. Viki Ranff im St. Nikolaus-Hospitals/Cusanusstifts

Geld und Vermögen des tätigen Lebens in den Predigten des Nikolaus von Kues

Am Dienstag, den 26. November 2019 um 19 Uhr referiert Dr. Viki Ranff, Hochschuldozentin am Institut für Cusanus-Forschung Trier, im Barocksaal des St. Nikolaus-Hospitals/Cusanusstifts.

Cusanus bedenkt in Predigten ab 1431 das Verhältnis von aktivem und kontemplativem Leben. Zwar gibt er letzterem grundsätzlich den Vorzug, erkennt aber auch im tätigen Leben Werte, die im christlichen Alltag zu verwirklichen sind. Dazu gehört auch der gute Umgang mit dem Geld. Während er am Fest der hl. Maria Magdalena eine Buhlerin mit einer geringwertigen Münze vergleicht, spricht er in Predigten zu den leiblichen Werken der Barmherzigkeit und den Seligpreisungen über Möglichkeiten, mit Geld Gutes zu bewirken und nach Gottes Geboten zu handeln. In seiner letzten uns bekannten Predigt 1463 reflektiert Cusanus zur Einkleidung eines Mönches auch den evangelischen Rat der Armut. In einzelnen Predigten bezieht er das Handlungsvermögen des Christen im aktiven Leben differenziert auf materielles Vermögen, etwa in der Auslegung des Gleichnisses von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16), die trotz unterschiedlicher Arbeit alle mit einem Denar entlohnt werden. Die umfangreichste Reflexion über Geld in einer Predigt bietet Cusanus zum Fest Mariae Geburt 1431, wenn er das Vorbild Mariens in das Schöpfungswerk Gottes einordnet. Neben die Ruhe des Schöpfers am siebten Tag stellt er das gegenteilige Verhalten des Menschen, der sich in die Unruhe der Habsucht begibt. Cusanus entwickelt in einem langen Abschnitt über Geld wirtschaftsethische Überlegungen zum angemessenen Umgang mit Arbeit, Verdienst, Besitz, Streben nach Reichtum und christlicher Verantwortung gegenüber Gott und der Gemeinschaft. Ein längerer Teil über den Handel schließt sich an. Cusanus hält es für erlaubt, Besitz zu erwerben, der verantwortungsvoll einzusetzen ist. Zur Wahrung der christlichen Tugend empfiehlt er jedoch Mittel gegen die Habsucht. Wenn der Mensch die ewigen Werte des Glaubens erkennt, wird er die materiellen Werte von selbst relativieren.

Ausschnitt aus dem Kupferstich von Pieter Brueghel d. Ä.: Die Habsucht (Avaritia), Blatt 4 der Folge „Die sieben Todsünden“, hg. von Hieronymus Cock, 1558; Lizenz: public domain